2021 Wanderwoche Haut-Lignon (Haute-Loire)
Corona bedingt dauerte es 2 Jahre und 3 Monate, bis wieder eine Wanderwoche stattfinden konnte. Die französischen Freunde und Freundinnen hatten ein interessantes und vielseitiges Programm in der Region Haut-Lignon im Departement Haute-Loire ausgearbeitet. Standort war das auf ca. 1000 m hoch gelegene Village de Vacances Francais in Tence.
Am ersten Tag wurde die nähere Gegend erkundet. Die Wanderung führte vorbei an großen Jahrhunderte alten Farmen. Einige waren verlassen und hatten ihren Betrieb eingestellt. Auf saftigen Weiden grasten "glückliche" Kühe. Geführt wurde die Wandergruppe von Anne Sadoule. Madame Bernadette Reynebeau wusste in deutscher Sprache viel über die Geschichte dieser Gegend zu berichten.
Beim Kulturprogramm wurde am zweiten Tag die geschichtsträchtige Stadt Puy-en-Velay unter Führung von Madame Reynebeau besucht. Die Stadt liegt in vulkanischem Gebiet und ist wegen ihren vielen Sehenswürdigkeiten ein beliebtes Touristenziel und gleichzeitig Weltkulturerbe. Sie ist ein Ausgangspunkt für Wanderer auf dem Jakobsweg nach Santiago de Compostella und von kultureller Bedeutung. Auf eine der vielen Basaltkuppen wurde die Kirche Saint-Michel d`Áiguilhe errichtet. Am Fuße des Vulkankegels ist das Museum. Von dort aus führen 268 Stufen zu der auf dem Gipfel errichteten Kapelle, die von den meisten Wanderern besucht wurde. Zum Mittag wurde sich in der Altstadt in einem Restaurant mit u.a. einer regionalen Spezialität mit Linsen gestärkt. Es bestand Gelegenheit, landestypische Produkte für die daheim gebliebenen zu kaufen.
Die Wanderung führte am dritten Tag von Tence ausgehend zur Papiermühle. Es handelt sich um eine der vielen Papiermühlen, die an einem Fließgewässer gelegen, jedoch in der Zwischenzeit ihren Betrieb eingestellt haben. In unserem Falle wurde sie ersetzt durch ein neues Gebäude, das heute zur Unterkunft und Bewirtung von Gästen dient. Hier wurde das Picknick eingenommen ergänzt durch Kuchen, Café und andere Spezialitäten des Hauses. Als Besonderheit sei zu erwähnen, dass die Wirtsleute unsere Gegend kennen und bereits vier Mal den Europapark in Rust besucht haben.
Am nächsten Tag ging es mit einem historischen Dieseltriebwagen von Saint-Agréve nach Chabon-sur-Lignon. Hier wurden wir von einer Vertreterin der regionalen Presse La Tribune empfangen, die sich über die Herkunft der Wanderinnen und Wanderer aus Deutschland und die Ziele der deutsch-französischen Wandergruppe informierte. Zusammen mit einem Gruppenfoto wird sie in ihrer Zeitung La Tribune berichten. Bei einer Führung durch den Ort erfuhren wir durch Madame Bernadette Reynebeau viel über die tragische Geschichte dieser Region. Um 1939 wurden viele Flüchtlingen aus dem spanischen Bürgerkrieg aufgenommen und ab etwa 1940 überwiegend jüdische Kinder vor dem Zugriff der Nazis versteckt gehalten. Eines dieser Kinder war der aus Österreich stammende Erich Schwam, der Chambon-sur-Lignon nach seinem Tod aus Dankbarkeit sein gesamtes Vermögen in Höhe von € 2 Mio. vererbt hat. Ein Museum erinnert an diese Zeit. Am Nachmittag wurden wir von einem Mitglied der Freunde von Tence über die Geschichte dieses Ortes informiert. Protestanten aus Genf - Kalvinisten - ließen sich hier nieder. Es gab heftige Konflikte mit den ansässigen Katholiken mit vielen Todesopfern. Durch den Frieden von Nantes wurden die Konflikte in Grenzen gehalten. Jedoch lange Zeit durften protestantische Beerdigungen nur Nachts - es gab noch keine Straßenbeleuchtung - bestattet werden und auf einem separaten Friedhof, der vom katholischen Friedhof durch eine Mauer getrennt war. Ein Museum erinnert an diese Zeit.
Regenbedingt musste am Freitag das Programm geändert werden. Unsere Rundwanderung startete in St. Bonnet-le-Froid. Am Ende der Wanderung bestand die Möglichkeit, sich in einer berühmten Patisserie mit Früchte- und Sahnetörtchen versöhnen zu lassen. Einige bevorzugten noch eine weitere kleine Rundwanderung. Am Abend wurde Jean-Francois ganz herzlich begrüßt, der bedingt durch eine wichtige Angelegenheit bis zu diesem Augenblick nicht an der Wanderung teilnehmen konnte. Ausgehend von Le Mas de Tence stand die letzte Wanderung auf dem Programm. Noch einmal konnte die herrliche Landschaft genossen werden mit Ausblicken bis zu den entfernt liegenden Vulkanfelsen. Überall traf man auf freundliche hilfsbereite Menschen. Ein Fermier (Landwirt) bot und sein Anwesen zur Picknick-Pause an und stellte uns mit seinem Sohn Tische und Bänke zur Verfügung. Bei Rouge Framboise in Chaudier werden Beerenfrüchte angebaut, direkt vermarktet und/oder zu Konfitüre verarbeitet. Es war Gelegenheit, Mitbringsel für die Daheimgebliebenen einzukaufen. Auf der Rückfahrt nach Tence wurde ein Stopp beim Château de Montiver aus dem 18. -19. Jahrhundert eingelegt.
Am Abend bedankte sich Artur Göldner im Namen der deutschen Teilnehmerinnen und Teilnehmern bei den französischen Organisatoren mit Geschenken für das interessante und vielseitige Kultur- und Wanderprogramm in der Haute -Loire. (Autor: Artur Göldner 2021)