Wanderwoche in Ottenhöfen

30 Wanderfreunde aus Frankreich und aus dem hiesigen Kreis trafen sich zur 21. Wanderwoche in Ottenhöfen im Tal der Acher. Erstmals haben sich zur Durchführung der Tagesprogramme sechs Wanderer zur Verfügung gestellt und als Wanderführer fungiert.
Die Wanderungen waren so geplant, dass fast alle Startpunkte der Wanderungen mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar waren und auf den Einsatz der PKWs verzichtet werden konnte. Die Begrüßung bei Ankunft der Wanderinnen und Wanderer war wie immer sehr herzlich in der wie bei Franzosen üblichen Art.
Ottenhöfen wird auch das Mühlendorf genannt, wegen der vielen restaurierten Wassermühlen. So war es naheliegend, am ersten Tag den Mühlenweg zu erwandern. Dieser führte neben Wassermühlen auch an „Schnapsbrunnen“ mit Selbstbedienung vorbei, wo die Spezialitäten dieser obstreichen Gegend, in diesem Falle Obstwässerle, gekostet werden konnten.

Am folgenden Tag ging die Wanderung auf die Hornisgrinde, mit 1163Metern die höchste Erhebung im Nordschwarzwald. Der Name leitet sich vermutlich vom lateinischen „mons grinto“ ab, was so viel heißt wie „Sumpfiger Kopf“. In der Tat befindet sich im Bereich des Gipfels ein sechs Meter starkes Hochmoor.


Vom Bismarckturm hatte man eine herrliche Aussicht über den Schwarzwald und die Rheinebene. Eine Rast am Mummelsee bot Gelegenheit zu einer kleinen Stärkung und zum Einkauf von Souvenirs. Bevor es am Abend zu einem Brauchtumsabend mit Musik, Vorführungen alter Handwerkskunst und Erklärung der Funktionsweise der Mühle bei einem zünftigen Vesper in die Vollmers’ Mühle ging, konnten auf Einladung des Hotels Kaffee und Schwarzwälder Kirschtorte genossen werden.

Bei den Wanderwochen ist in der Regel immer auch ein Kulturprogramm vorgesehen. Am Mittwoch war Baden-Baden das Ziel. Bei einer Stadtführung mit je einer deutsch- und französischsprachigen Gruppe wurde zunächst das Spielcasino besucht. In luxuriös ausgestatteten Sälen versuchen mehr oder weniger betuchte Menschen ihr Glück, und es war erstaunlich, mit welch hohen Einsätzen gespielt werden kann und gespielt wird.

Schon die Römer haben die wohltuende Wirkung der Thermalquellen zu schätzen gewusst. Das heutige Thermalbad wurde 1983 bis 1985 von dem Freiburger Architekten Hans-Dieter Hecker erbaut und ist nach dem römischen Kaiser Caracalla benannt, der auch in dieser Stadt geweilt und das Thermalwasser genossen hat. Besonders im 19. Jahrhundert wurde Baden-Baden von gekrönten Häuptern aus vielen Ländern aufgesucht, die hier zum Teil über viele Monate ihren Sommerurlaub verbrachten. Luxushotels lassen erahnen, dass auch heute vermögende Leute diesen interessanten Ort zu schätzen wissen.

Am Donnerstag führte Hermann Jäger zu den Edelfrauengrab-Wasserfällen, die mit 45 Metern Gefällhöhe die höchsten im Nordschwarzwald sind. Direkt neben einer Stufe der Wasserfälle soll der Sage nach eine untreue Edelfrau ihr gewaltsames Ende gefunden haben.

Am oberen Ende der Kaskade gelangt man zu der Ruine des ehemaligen Prämonstratenser-Klosters AllerheiligenausdemJahre1195, das nach reichhaltiger Geschichte 1803 im Rahmen der Säkularisierung aufgelöst wurde. Für die nächste Tour war eine Wanderung auf den Karlsruher Grat angesagt.

In der Beschreibung wird er mit anstrengend auf felsigem Gelände angekündigt, der von den Wanderern Schwindelfreiheit verlangte. So war es naheliegend, dass zwei Gruppen gebildet wurden, wobei eine Gruppe die Wanderung wie ausgeschrieben durchführte, wogegen eine zweite Gruppe nach Erreichen des Karlsruher Grats eine alternative Route einschlug, die weniger herausfordernd war.

Immer wieder war Gelegenheit geboten, Ausblicke auf die schöne Landschaft mit herrlichen Tälern und Höhen zu genießen. Am letzten Tag begaben sich die Wanderer auf den anspruchsvollen Lehrpfad „Felsenweg“. Über diesen Rundwanderweg von circa 14 Kilometer Länge gelangte man über zahlreiche Felsgruppen und Schrofen des Wald- und Wandergebiets.

Am Abschlussabend bedankte sich Bertrand Buinier im Namen der französischen Wanderinnen und Wanderer für die Organisation und Durchführung des vielseitigen Programms und überreichte den Gestaltern des Programms Geschenke mit Spezialitäten aus Savoyen. Er hatte vor rund 20 Jahren die Idee, eine Wandergruppe aus Vertretern der beiden Länder zu bilden. Ihm und seiner Frau Francoise wurde von der deutschen Gruppe ein Geschenk überreicht.

Artur Göldner hob die Bedeutung dieser und ähnlich gelagerter Begegnungen hervor, die das Fundament der Deutsch-Französischen Freundschaft bilden. Allzu schnell ging die Zeit mit netten Wanderfreunden zu Ende. Es waren erlebnisreiche Tage mit vielen neuen Eindrücken in einer ideal gelegenen Wandergegend am Fuße der Hornisgrinde, dem regenreichsten Punkt Deutschlands. Dieses Mal blieb man vom Regen verschont und die Sonne war stetiger Begleiter.